Reisebericht: Sommerferien im Engadin
Endlich Wanderferien! Nach den spannenden, aber auch anstrengenden Citytrips und Fernreisen der letzten Jahre waren wir reif für eine extra-Portion Entschleunigung in der Natur. Die Wahl fiel rasch auf das Schweizer Hochtal Engadin im Kanton Graubünden mit den vielen spektakulären Wanderungen und Aussichten.
Unser Aktiv-Programm bestand aus 2 Wochen wandern, spazieren, biken, trottinetten, essen und geniessen. Schon nach der ersten Wanderung war klar: im Gebiet von St. Moritz, Pontresina, Silvaplana, Diavolezza und Sils Maria lassen sich Naturferien der Extraklasse verbringen.
Highlight Engadin: Fahrt mit dem Glacier Express
Mit meiner Reise in den Kanton Graubünden war der Zeitpunkt gekommen, endlich die Fahrt mit dem weltberühmten Glacier Express von Zermatt nach St. Moritz zu erleben. Leider schläft mein Partner während langer Zugfahrten ein – das wäre eine totale Verschwendung. So haben wir uns entschieden, dass ich alleine mit dem Zug ins Engadin fahre und mein Partner mitsamt Gepäck voraus fährt, um mich am Bahnhof St. Moritz abzuholen. Die Fahrt mit dem Glacier Express dauert ganze 8 Stunden – aber die Zeit vergeht wie im Flug.
Die Glacier Express Strecke ist wie erwartet sehr spektakulär – ein Natur-Highlight jagt das Nächste. Ausländische Besucher und Schweizer bestaunen die gewaltigen Bergmassen, Täler, Schluchten und Dörfer, die am Zugfenster vorbeiziehen.
Tipp: Die Platzreservierung ist bei der Ticket-Buchung zwingend. Jedes Zug-Abteil wird gefüllt, bevor weitere Plätze in anderen Waggons vergeben werden. Das kann zur Folge haben, dass man im vollgepackten Abteil sitzt, während der nächste Waggon halb leer ist. Ich bin nach kurzer Zeit einfach ins halb-leere Abteil gezügelt und habe meine Reise dort fortgeführt. Für die Schaffner was das völlig OK, da ich niemandem den Platz wegnahm. War viel angenehmer so….
Ferienwohnung in Silvaplana
Als Homebase für die zweiwöchigen Sommerferien im Engadin wählten wir den Ort Silvaplana. Unsere 2.5-Zimmer-Ferienwohnung befand sich im Ortsteil Surlej. Silvaplana liegt direkt am See und eignet sich ideal als Basis für Ausflüge in die Umgebung. Pro Woche kostete unsere Ferienwohnung 800 Franken (ca. 780 Euro) und verfügte über eine Terrasse mit direkten Blick auf das Corvatsch-Massiv. Der öffentliche Verkehr ist im Engadin sehr gut ausgebaut – ein Auto wird während den ganzen Ferien kaum gebraucht oder nur zu besonders abgelegenen Orten. Ein gratis Bus verbindet Surlej mit Silvaplana.
Wanderung im Engadin: Muottas Muragl
Ein absoluter Engadin-Klassiker ist die Wanderung Muottas Muragl nach Pontresina. Die gemütliche Höhenwanderung bietet spektakuläre Ausblicke auf das Tal, die Seen und die Berge. Auch für mässig fitte Wanderer ein Genuss.
Aussicht Engadin: Diavolezza 3000 m ü.M.
Ein Traum-Blick auf den Piz Palü und den Palü-Gletscher geniesst man bei der Bergstation Diavolezza (rätoromanisch: Teufelin). Wer möchte, kann sogar im Sprudelbad entspannen – allerdings doch sehr exponiert vor den anderen Besuchern 🙂
Ab Bergstation Diavolezza führt ein sehr steiler Pfad hinunter ins Tal. Aber Achtung: auch im Hochsommer können hier noch Schnee und Eisfelder liegen. Im Zweifelsfall sollte man auf die Wanderung verzichten oder beim Bergbahn-Personal nachfragen. Hier würde ich mir wünschen, dass die Sperrung des Pfades für die Wanderer besser sichtbar ist! Wir haben es nicht gerafft, dass der Wanderweg geschlossen ist und sind trotzdem los gewandert. Das Laufen über die vereisten Schneefelder war wirklich nur dank unseren Wander-Stöcken und guten Schuhen mit Profil machbar. Wir waren froh, wieder heil und unverletzt im Tal angekommen zu sein…
Wanderung Corvatsch Mittelstation–Fuorcla Surlej–Val Roseg
Die wohl schönste Wanderung im Engadin – und wahrscheinlich der ganzen Schweiz. Von den gewaltigen Geröllmassen am Corvatsch führt der Wanderweg zur Berghütte Fuorcla Surlej mit dem idyllischen Bergsee, in dem sich das Bernina-Massiv spiegelt. Von hier aus beginnt der Abstieg ins traumhafte Roseg-Tal und weiter bis nach Pontresina.
Eines der schönsten Bergtäler der Schweiz: das Val Roseg.
Ferien im Engadin: Taiswald Pontresina
Ein Traum sind die Arven- und Lärchenwälder bei Pontresina. Einfach die Seele baumeln lassen, durch die Spazierwege schlendern und den Duft des Waldes geniessen. Niedlich sind die zutraulichen Eichhörnchen.
Auf der Waldbühne werden im Sommer täglich klassische Konzerte gespielt. Die Besucher können hier gratis den Klängen des kleinen Orchesters lauschen.
Ausflugstipp Engadin: Corvatsch 3303 m ü. M.
Auf der Bergstation Corvatsch ist es auch im Sommer richtig kalt – das soll auch so sein, damit wir die Gletscher- und Schneemassen noch lange geniessen können.
Wanderung Engadin: Wasserweg Ils Lejins Furtschellas
Ausgangspunkt ist die Bergstation Furtschellas, 2312 m ü. M. Von da führt der 2.5 Stunden-Rundwanderweg an sechs kleinen Bergseen vorbei: den Lejin Cristal, Lejin Magnetit, Lejin Malachit, Lejin Rhodonit, Lejin S-chaglia und zum Schluss der Lejin Epidot. Der erste Aufstieg ist richtig steil und geröllig, Wanderstöcke sind hier besonders zu empfehlen. Dafür wir man mit atemberaubenden Ausblicken belohnt.
Sehenswürdigkeiten Engadin: Wanderung von St. Moritz nach Maloja
Ein durchgängiger, meist flacher Seen-Weg lockt von St. Moritz bis nach Maloja. Ein besonderer Genuss und eine Wohltat für die Beine nach all den anstrengenden Bergwanderungen 🙂
Bernina Helikopter-Rundflug ab Samedan
Mit dem Helikopter-Rundflug über das Bernina-Massiv haben wir uns ein kleines Luxus-Goodie gegönnt. Unser Flug dauerte 30 Minuten und hat ein kleines Vermögen gekostet – aber die Aussichten auf Piz Palü, das Roseg-Tal und die Engadiner-Seen sind wirklich einmalig. Highlight: die Bergsteiger auf dem Bianco-Grat.
5 Passagiere können gleichzeitig mitfliegen. Wenn ihr zu zweit diesen Flug bucht, solltet ihr darauf achten, möglichst schnell in den Helikopter einzusteigen. Die 2 Fensterplätze hinten und der Platz neben dem Pilot sind begehrt und es kann auch schon mal ein kleines Gerangel geben, weil jeder am Fenster hocken will. Wir haben leider gegen ein schicki-micki-Paar aus Russland den Kürzeren gezogen und mussten mit den Mittel-Plätzen vorlieb nehmen 🙁 Schweizer Höflichkeit halt…
Wandertipp Engadin: Wanderung zum Morteratsch-Gletscher
Der Morteratsch-Gletscher ist ein sichtbares Opfer des Klimawandels und schmilzt von Jahr zu Jahr. Der gesamte Wanderweg war früher mit Gletschermasse bedeckt – daran erinnern die Hinweis-Tafeln am Weg.
Nahe der Bahn-Station befindet sich die Schau-Käserei Morteratsch. Der grummlige Käser verrichtet hier seine Arbeit vor den Augen der Besucher und wirft zwischendurch immer ein waches Auge auf das (flegelhafte) Verhalten der Touristen :). Ein dazugehöriger Shop führt Bergkäse, Fondue und Raclette und Bündnerfleisch.
Bernina-Express Pontresina-Tirano
Ein Muss ist die Panoramafahrt durch das UNESCO Welterbe mit der Räthischen Bahn. Eine absolute Meisterleistung der Ingenieurskunst – es lohnt sich, sich auch über die Hintergrunde und Geschichte der legendären Bahnstrecke zu informieren.
Während im Engadiner-Bergsommer angenehme Temperaturen herrschen, haben wir in Tirano die intensive Kraft der italienischen Sonne gespürt (es wurde unangenehm heiss!).
In Tirano haben wir ein bisschen italienische Luft geschnuppert und feine Gelati genossen, bevor wir wieder mit den RhB bergaufwärts Richtung Engadin tuckerten.
Wanderung Bernina Hospitz – Alp Grüm – Cavaglia
Wir konnten nach der Bernina-Express-Fahrt nicht genug bekommen von der Bergwelt an der Bahnstrecke.
Eine schöne Wanderung führt vom Bernina Hospitz am milchigen Lago Bianco an den Zug-Geleisen entlang. Vor dem Abstieg ins Puschlav/Posciavo sollte man einen Abstecher zum Aussichtspunkt Rifugio Sassal Masone einschlagen (steiler Aufstieg) – hier geniesst man einen weiten Blick über die Alp Grüm und den Palü-Gletscher.
Weiter führt die Wanderung bis zur Bahnstation Cavaglia – mehrmals werden die Geleise der rhätischen Bahn traversiert. Infotafeln am Weg erzählen vom beschwerlichen Bau.
In Cavaglia kann man den Gletschergarten Marmitte dei Giganti besuchen – wir haben ihn ausgelassen, da wir vom Abstieg „geschlaucht“ waren.
Wanderung Val di Campo
In diesem abgelegenen Bergtal befinden sich 2 der schönsten Seen der Schweiz: der Lago di Saoseo und der Lago Viola. Die Seen können nur mit dem Postauto erreicht werden – das Tal ist für den Privatverkehr gesperrt. Die Anmeldung für die Plätze im Bus muss telefonisch erfolgen.
St. Moritz
St. Moritz ist ein Muss. Oder? Hier sollen also die Schönen und Reichen aus all den RTL-Exclusiv-Beiträgen ihre Ferien verbringen. Vielleicht sehen wir ja gar einen Promi? Ich war von St. Moritz eher enttäuscht, denn der Ort selbst ist nicht wirklich schön. Man muss wohl selbst Millionär sein, um die Luxus-Geschäfte und Hotels geniessen zu können.
Badesee im Engadin: Leij da Staz
Die See-Promenade am St. Moritzersee und der Spaziergang zum Badesee Leij da Staz hat mir hingegen sehr gut gefallen.
Schönstes Dorf im Engadin: Guarda
Das Schellen-Ursli Dorf ist ein Muss, wenn man in der Region Engadin Ferien macht.
Unbekannter See im Engadin: Lagh da Cavlog am Malojapass
Hier wurden Szenen aus dem alten Schweizer Film „Heidi“ gedreht.
Smaragdweg St. Moritz nach Sils Maria
Ein durchgängiger, meist flacher Seen-Weg lockt von St. Moritz bis nach Sils Maria (ca. 17 km). Ein besonderer Genuss und eine Wohltat für die Beine nach all den anstrengenden Bergwanderungen. Die Wanderung kann man an allen Dörfern am Weg unterbrechen und mit dem Postauto zum Ausgangspunkt zurückfahren.
Hoteltipp Sils Baselgia im Engadin
Im Parkhotel Margna ruhige und erholsame Ferien verbringen.
Sehenswürdigkeit Engadin: Schloss Tarasp
67 km von Silvaplana entfernt liegt das trutzige Schloss Tarasp. Auf einer kurvenreichen und engen Strasse gelangt man über Samedan nach Zernez und weiter nach Tarasp. Auf dem Weg sollte man unbedingt einen Stopp im Schellen-Ursli Dorf Guarda einlegen.
Das Schloss kann nur im Rahmen einer Führung besucht werden. Bärenfelle, alte Kamine, Wandteppiche und Waffen zieren die überraschend gut erhaltenen Räume. Fotos in den Innenräumen sind erlaubt.
Ein besonderes Exponat ist die pneumatische Holzorgel mit 3000 Pfeifen – der Guide spielt den Besuchern ein kurzes Stück vor und die Töne scheinen alle Schlossmauern zu durchdringen. Mir hat der Besuch der Burg und dem dazugehörigen Dörfchen sehr gut gefallen und kann es nur empfehlen.
Meine Food-Empfehlungen im Engadin
Unser Picknick während den Wanderungen bestand täglich aus Grill-Würsten, Käse, Obst und Brot. An fast jedem Wanderweg befinden sich gepflegte Grillstellen mit Holz. Ausserhalb dieser Stellen sollte man kein offenes Feuer entfachen.
Abends genossen wir die traumhaften Gerichte der Bündner Küche. Es wäre sehr schade, nur im Ferienhaus zu bleiben und dort zu kochen. Die Restaurants im Engadin sind wirklich von hoher Qualität gut. Die Küche ist sehr international – ich würde mir wünschen, dass noch mehr rein traditionelle Restaurants mit Spezialitäten aus Graubünden existieren würden.
Bündner Spezialitäten
Mein Favorit: Capuns (Mangoldwickel, gefüllt mit einem Salsiz-, Käse und Mehlgemisch)
Pizzoccheri (Buchweizen-Nudeln, Kartoffeln, Wirz und Käse)
Auch lecker: Salsiz (Bündner Salami), Bündner Gerstensuppe, Engadiner Nusstorte (Gebäck mit Baumnüssen und viel karamellisiertem Zucker) und natürlich das gesunde Bündnerfleisch (davon könnte ich Massen verdrücken – ist aber nicht billig). Nach meiner Reise habe ich zuhause fast wöchentlich eine eigene Nusstorte gebacken.
Restaurants Engadin
Im Restaurant Spunta im Art & Genuss Hotel Albana (Silvaplana Dorf) lassen sich die klassischen Engadiner-Spezialitäten in alpin-chicem Ambiente geniessen. Das Capuns ist sooo lecker! Wir waren mindestens 3x hier…
Restaurant LaBrasera im Hotel Chesa Surlej (Surlej, Silvaplana)
Grill Restaurant Palü (Pontresina)
In der Nira Alpina Bakery (Surlej, Silvaplana) haben wir uns jeden Morgen frische Brötchen, Muffins und Gipfeli geholt. Das war wohl auch der Grund, warum wir trotz täglicher Wanderungen kein Gramm abgenommen haben 🙂
Für den Wander-Proviant haben wir uns im Dorflädeli Bäckerei & Konditorei Furnaria Grond in Silvaplana Dorf eingedeckt. Hier findet man auch hübsche kulinarische Mitbringsel für Zuhause.
Teuer aber lecker: das legendäre Café Hanselmann in St. Moritz.
Fazit Sommerferien im Engadin
Ferien im Engadin kann ich persönlich uneingeschränkt empfehlen. Die traumhafte Natur gepaart mit perfekter touristischer Infrastruktur und weltklasse Restaurants. Die Unternehmungen sind schier grenzenlos – wir haben in 2 sehr aktiven Wochen längst nicht alles gesehen – Grevasalvas (Drehort der alten Heidi-Filme), Guarda, das Fex-Tal oder das Segantini-Museum mussten wir aus Zeitgründen auslassen. Next time maybe :)? Das Engadin ist prädestiniert für Wiederholungstäter und jede Jahreszeit hat seinen Reiz. Den goldenen Herbst würde ich sehr gerne erleben…
Günstig Reisen in der Schweiz?
Das Engadin ist nicht unbedingt ein Billig-Reiseziel. Die Bergbahnen gehen ganz schön ins Geld und an den meisten Orten (ausser Corvatsch) ist das Schweizer Halbtax-Generalabo nicht gültig. Trotzdem kann man auch günstige Ferien hier verbringen! Eine einfache, kleine Ferienwohnung in den Dörfern ausserhalb von St. Moritz oder Pontresina mieten, in den Supermärkten einkaufen und zuhause kochen und auf die Berge HOCHlaufen. Das ist problemlos dank gut ausgebauter Wanderwegen fast überall möglich.
Viele Hotels bieten Pauschalen, in denen die Benutzung von Bergbahnen und Öffentlichem Verkehr inbegriffen ist.
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5 Comments
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