Spezielle Übernachtung im SPA-Bungalow am Lötschenpass
Wenige Tage nach der tropischen Nacht im Rollhotel verschlägt es mich vom Dschungel in die tiefste Arktis. Am Übergang vom Lötschental ins Kandertal liegt der eingeschneite SPA-Bungalow. Hier oben an der Grenze zwischen den Wallis und dem Kanton Bern dauert der Schweizer Winter lange, sehr lange. Die Schneemassen türmen sich immer noch meterhoch.
Auf über 2600m werden wir eine Nacht zu Zweit im SPA-Bungalow verbringen. Unsere Erfahrungen zu diesem spezielle Erlebnis erzähle ich euch im folgenden Blogpost. Vielleicht gibt es ja abenteuerliche Paare unter euch, die eine ähnliche Übernachtungsmöglichkeit suchen?
Anreise zum SPA-Bungalow
Unsere Anreise kurz zusammengefasst: Wiler (Lötschental) – Lauchernalp (Gondel) – Stafel (Sessellift) – Gandegg (Gondel) – Hockenhorngrat – Wanderung zur Lötschenpasshütte
Wir parkieren das Auto bei der Talstation Lauchernalp im Lötschental (Kanton Wallis). Parkplätze sind in Wiler genug vorhanden. Das Lötschental erreicht man entweder per Autoverlad ab Kandersteg oder auf der durchgängigen Strasse über Sitten nach Gampel. Wir entscheiden uns gegen den Autoverlad, da dieser pro Weg 25.- Franken zu Buche schlägt und weil wir sowieso zu spät dran sind. Wir möchten den SPA-Bungalow noch vor 16.00 Uhr erreichen.
Der Bungalow steht auf dem Lötschenpass, direkt neben der Lötschenpasshütte. Die Hütte ist nur zu Fuss erreichbar. Die Anreisezeit ist nicht zu unterschätzen und ich empfehle, möglichst wenig Gepäck mitzubringen. Trotzdem packen wir das leichte Reisestativ ein, da wir unbedingt Sternen-Fotos erbeuten wollen. Wir nutzen jede Gelegenheit, um bei geringer Lichtverschmutzung Nachtbilder zu machen.
Wir lösen zwei Wander-Tickets für das Lauchernalp-Skigebiet. Das Ticket ist ebenfalls für den nächsten Tag gültig und kostet 42.- Franken pro Person. Bei den Skiliften sind Fussgänger-Eingänge eingerichtet. Die Zwischenstopps nutzen wir, um einige Panorama-Fotos vom wunderschönen Lötschental zu knipsen. Wie auf der Riederalp sind die Dächer märchenhaft mit Schnee bedeckt.
Fahrt bis zuoberst ins Skigebiet der Lauchernalp
Mit den Skiliften fahren wir bis zum Hockenhorngrat auf 3111m. Oben angekommen betrachten wir das grandiose Bergpanorama mit dem Hockenhorn und den Blick aufs Lötschental. Auf der einen Seite ist das Gasterntal zu sehen, auf der anderen Seite hohe Bergwipfel wie das Bietschhorn, das Aletschhorn und sogar das Matterhorn. Wir haben Glück und erwischen einen Tag mit top Wetterverhältnissen.
Wandern am Hockenhorngrat
Auf dem Gipfel bläst der Wind kräftig und wir packen uns warm ein. Die Luft ist merklich dünner. Für mich werden die Schritte schwerer und das Atmen ist nicht mehr so einfach. Nach der kurzen Akklimatisierung wandern wir los in Richtung Lötschenpasshütte zum SPA-Bungalow.
Höchstgelegene Winterwanderung der Schweiz
Die Winterwanderweg ist atemberaubend, die Aussichten grandios! Es ist die höchste Winterwanderung der Schweiz. Wir sind die meiste Zeit fast komplett alleine unterwegs. Nur einige Skitouren-Fahrer kurven über den Weg. Der erste Teil der Strecke ist ansteigend, danach geht es flach abfallend weiter. Das letzte Stück bis zur Lötschenpasshütte ist steil und gute Winterstiefel mit Profil sind Pflicht. Der Wanderweg ist vom Schneemobil gespurt, das Waren zur Lötschenpasshütte befördert. Wir benötigen keine Schneeschuhe, trotzdem sind Gamaschen für die Stiefel empfehlenswert. Vor der Anreise sollte man sich über die Schneeverhältnisse erkundigen. Als Alternative kann man gut auch die eigenen Skier mitbringen, wobei das erste ansteigende Stück zu Fuss überwunden werden müsste.
Die Strecke ist nicht sehr lang, mit ausgiebigem Fotografieren zählen wir höchstens 1 1/2 Stunden Marschzeit.
Der Sauna-Bungalow auf dem Lötschenpass
Seit dem 27. November 2017 steht der SPA-Bungalow auf dem Lötschenpass. Er wurde in Elementen von einem Helikopter auf den Berg transportiert und zusammengebaut. Während den Monaten des langen Schweizer Winters wurde der Bungalow tief eingeschneit.
Andrea von der Lötschenpasshütte betreut uns herzlich mit viel Gastfreundschaft. Sie erklärt uns das Handling im SPA-Bungalow. Dabei gibt einiges zu beachten:
- Die Gäste sorgen für die richtige Wärme im Bungalow und speisen den Holzofen eigenständig. Holz-Scheite sind genügend vorhanden und können draussen vom Stapel genommen werden.
- Der Ofen besitzt einen Abzug mit Kamin. Trotzdem sollte im Bungalow regelmässig durchgelüftet werden. In Nacht passt ein Piepser auf, dass im Raum keine Rauchentwicklung ensteht. In diesem Falle würde der Melder sehr laut piepsen und uns aus dem Schlaf aufwecken.
- Strom sollte sparsam eingesetzt werden, da die Anschlüsse mit der Lötschenpasshütte zusammenhängen.
- Die Duschzeit sollte möglichst kurz gehalten werden, aufgrund des Wasserverbrauchs. Bei uns gab es für wenige Sekunden warmes Wasser, danach wurde es bereits merklich kälter.
- Es gibt eine reguläre Toilette wie in einem Hotelzimmer. Der Abfluss funktioniert einwandfrei.
- Taschenlampe, Sanuadüfte, Kerzen, Anzünder für den Ofen, Zündhölzer, Bademäntel, Badetücher usw. sind vorhanden.
- Für Notfälle steht uns in der Lötschenpasshütte ein Zimmer zur Verfügung.
Das herzige Toiletten-Häuschen gehört zur Lötschenpasshütte. Wir haben unser eigenes WC im SPA-Bungalow.
Vom SPA-Bungalow gibt`s wir diese wunderbare Aussicht zu bestaunen:
Die Einrichtung im SPA-Bungalow
Die Grundfläche des SPA-Bungalows beträgt ca. 45 m2 inkl. Terasse (die momentan eingeschneit ist). Der SPA-Bungalow verfügt über einen farbig eingerichteten Schlafraum, ein Bad mit WC und Lavabo, eine separate Dusche sowie einen grossen Saunaraum, der auch als Heizung benutzt wird. Zum Znacht und Frühstück kann das Schiebe-Tischli verwendet werden. Ausserdem gibts eine Thermoskanne, Kaffee, Tee, Mineralwasser und eine Flasche Champanger mit Snacks. Das heisse Wasser für den Kaffee kann vom Ofen gezapft werden. Bei uns roch dieses Wasser jedoch nach Sauna-Aufguss, daher erwärmten wir selber frisches Mineralwasser über dem Ofen.
Die Schlafzimmer-Einrichtung ist heimelig und warm mit schönen lila Farbtupfern. Wer hätte gedacht, dass es auf über 2000m mitten in den Bergen ein so luxuriöses Zimmer gibt? Ein perfektes, kuscheliges Hideaway für Paare in der Einsamkeit.
Mein Swisscom Handy-Empfang funktioniert innerhalb der Hütte nicht. Einige Schritte neben dem Bungalow empfängt das Handy ein schwaches Signal, mit dem z.B. Whatsapp Nachrichten empfangen und gesendet werden können. W-Lan gibts hier oben nicht. Aber wir sind schliesslich da, um die Einsamkeit ohne Fernseher und ohne Internet zu erleben.
Im Saunaraum entspannen wir uns von der Anreise und der Wanderung. Wir probieren diverse Aufgüsse aus und lassen den Blick über die Schneeberge vor der Fensterfront schweifen. Schön, hier im Warmen zu sitzen, während draussen meterhoch der Schnee liegt. Mein Freund könnte sich stundenlang mit dem Feuer beschäftigen…
Privates Raclette-Abendessen
Zum Abendessen dürfen wir wählen, ob wir in der Lötschenpasshütte mit anderen Gästen essen, oder ob wir ein Raclette im SPA-Bungalow zubereiten möchten. Wir entscheiden uns für ein privates Raclette. Die Zutaten werden in einem Korb vor die Bungalow-Türe gestellt. Es gibt Brot, Kartoffeln, Gurken, Silberzwiebel, Gewürze und Raclette für mindestens 3 Personen. Alles akkurat in Tupperware verpackt. Verhungern müssen wir sicher nicht. Sogar ans Dessert wurde gedacht: ein feiner, selbstgemachter Schoggikuchen.
Das winzige Raclette-Öfeli wird mit Kerzen betrieben. So dauert das Schmelzen des Käses etwas länger.
Sternenfotos rund um den SPA-Bungalow
Wir geniessen die Abgeschiedenheit mitten in den Bergen. Der Nachthimmel ist klar und es ist beinahe Vollmond. Es ist eiskalt, aber die Stimmung ist einmalig schön hier oben. 1000 Sterne glühen um die Wette.
Sonnenaufgang am Lötschenpass
Der Sonnenaufgang taucht das Hochplateau in ein spezielles, diffuses Licht. Der Wind bläst um die Wette, das Windrad dreht unaufhörlich seine Runden.
Berg-Frühstück
Zum Frühstück wird uns ein grosses Pick-Nick-Körbli mit Fressalien vor die Türe gestellt. Die Zutaten sind liebevoll drapiert und wieder wurde an alles gedacht: Milch, Orangensaft, Müsli, Züpfe, ein Ankemödeli und Konfitüre verstecken sich im Korb. Bei schönstem Morgenwetter und vielen Sonnenstrahlen verspeisen wir unser Berg-Frühstück.
Ungewöhnlich Schlafen in der Schweiz: für uns war der SPA-Bungalow ein einmaliges Erlebnis. Trotz kleineren Abstrichen mit dem zeitweise abgestellten Strom und dem kalten Wasser für die Dusche.
Rückreise zur Lauchernalp
Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Lauchernalp. Ich empfehle euch, den identischen Weg zurück aufs Hockenhorngrat zu nehmen, trotz den teilweise steilen Passagen.
Wir wählen die direkte Variante zur Lauchernalp. Dieser Weg ist nicht für Fussgänger geeignet, da im letzten Stück die steile, rote Skipiste traversiert wird. Der erste Teil der Wanderung ist einfach und gut begehbar, aber am Schluss steht man als Fussgänger vor einem Problem. Für Winterwanderer gibt es keine Passage über die Skipisten. Wir sind am Skipisten-Rand abgestiegen und mussten die breite Piste im Marschtempo überqueren, was sehr gefährlich ist. Aber wir haben keine andere Möglichkeit gesehen, um zur Gondel auf der Lauchernalp zu gelangen. Ich würde mir eine sichere Route für Winterwanderer wünschen, auch wenn es einen kleinen Umweg bedeutet.
SPA-Bungalow: Ein Schweizer Produkt
Der SPA-Bungalow ist ein Schweizer Produkt und wird in Zusammenarbeit von drei Partnern erstellt: Roger Bernet als Entwickler von Wellness- und Freizeitanlagen für Konzept, Architektur und Ausstattung, Christoph Lädrach von der Firma Lädrach Sauna- und Erlebnisanlagen für den eigentlichen Bau des SPA-Bungalows und Beat Biedermann des Teams Kannewischer Bern für die Haustechnik. Ein SPA-Bungalow kostet ca. CHF 100’000.- und kann irgendwo in der Landschaft platziert werden.
Ein aussergewöhnliches Übernachtungskonzept
Eine Übernachtung für zwei Personen inkl. Frühstück und Nachtessen kostet CHF 444.- (Reservation erforderlich). Als spezielles Erlebnis für sportliche Paare geeignet, die nicht in einem konventionellen Hotel übernachten wollen, sondern ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis in den Bergen suchen. Ein romantisches, abgeschiedenes Wochenende zu Zweit ist auf jeden Fall garantiert. An der Grenze zum Berner Oberland liegt diese etwas verrückte Übernachtungsmöglichkeit. Würdest du hier oben schlafen?
Übrigens gibts auf der Lauchernalp im Sommer und Herbst eine der schönsten Höhenwanderungen der Schweiz.
Dies war mein letzter Blog-Exkurs in den Winter. Der Frühling kann nun endgültig kommen!
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Die Übernachtung im SPA-Bungalow wurde uns offeriert.
1 Comment
36 Wallis Sehenswürdigkeiten und schöne Orte - Travelstory.ch
2. August 2018 at 03:36[…] Hockenhorngrat auf 3111m führt eine grandiose Winterwanderung bis zur Lötschenpasshütte. Ab Lötschenpasshütte würde ich euch Skier empfehlen, um hinunter zur Lauchernalp zu […]