Fotoreportage von Menschen in China
China gehört zu den faszinierendsten Länder, die man als eingefleischter Globetrotter besuchen kann. Trotzdem hat das Reich der Mitte bei mir ein eher ambivalentes Gefühl hinterlassen.
Reiseland China
Ja, die weltberühmten Sehenswürdigkeiten wie die Chinesische Mauer, die Verbotene Stadt oder der Yangtze-Fluss sind einmalig. Andererseits sind die sozialen Probleme schonungslos sichtbar. Gewisse Regionen oder Stadteile erinnerten mich an ein Drittweltland. Kein Einheimischer sagt dir etwas zu den sozialen Missständen.
Diese sollte man als Gast während Gesprächen unbedingt umschiffen … denn obwohl China ein kapitalistischer Musterstaat ist, sind der Kommunismus und die Partei sehr präsent. Für mich ist es selbstverständlich, dass man als Reisender die Menschen vor Ort nicht mit der politischen Situation konfrontieren sollte und sie somit in Erklärungsnot bringt. Innerhalb Kommunistischer Staaten kann dies sogar gefährlich werden. In China bekommt man die soziale Ungleichheit und die scheinbare Ignoranz der reichen Bevölkerungsschichten schonungslos mit.
Natürlich durfe ich auch schöne Momente während meiner China Reise erleben. Die offensichtliche Faszination gegenüber Blondinen war sehr witzig – Menschen mit langen, blonden Haaren müssen alle paar Meter für ein Selfie posieren :).
Berührendes in China
Ältere Menschen treffen sich gerne spontan in Parks, Strassen und Plätzen zum Tanzen und Musikhören und um sich einfach gegenseitig Gesellschaft zu leisten. Fast wie früher im Dorf…. Auch als Ausländer wird man miteinbezogen, wenn man denn möchte – die Sprachbarriere ist nebensächlich. Teresa Tengs „The Moon represents my Heart“ ist schon fast international. Die Schattenseiten davon sind natürlich auch, dass die arbeitenden, erwachsenen Kinder keine Zeit haben.
Der liebevolle Umgang der Chinesen mit ihren (oft Einzel-) Kindern empfand ich als bemerkenswert. Im Westen hört man ja dauernd von chinesischen Tiger-Moms… Die Kleinen werden ganz selbstverständlich in das Alltagsleben miteinbezogen.
Fotos: Chinesische Kinder
China Reise: Muslimisches Viertel Xi`an
Sehr spannend fand ich den Besuch des muslimischen Viertels in Xi`an. Ich wusste nicht, dass die chinesische Regierung die Muslime hier so friedlich leben lässt. Im Westen hört man oft von den Konflikten zwischen Han-Chinesen und der muslimischen Uiguren-Minderheit. Jedoch scheint es, dass zumindest hier in Xi`an ein friedliches Zusammenleben möglich ist. Natürlich sieht man als Reisender nicht hinter die Fassaden.
Xi`an bei der grossen Wildganspagode
Die Altstadt von Chongqing
Die Altstadt von Chongqing war eine positive Überraschung meiner China-Reise. Die wunderschön renovierte Altstadt mit den vielen Läden, die traditionelle Ware verkaufen. Ein idyllischer, fast dörflicher Ort inmitten dieser Mega-City. Ja, man fühlt sich fast ein bisschen in einen Jackie-Chan Film versetzt (Projekt B).
Besuch in der Altstadt von Shanghai
Strassenszenen Szenen in Peking
Hutongs in Peking
Damals (2006) habe ich die Bilder noch mit meiner alten Pocket-Digicam geschossen. Bitte entschuldigt daher die laue Qualität. Trotzdem wollte ich euch die Fotos nicht vorenthalten, denn jedes dieser Bilder erzählen jeweils eine eigene Geschichte…
China ist ein faszinierendes Land mit einer unglaublichen Geschichte. Für den Reisenden gibt es extrem viele Facetten zu entdecken. Ich bin froh, dass ich es gewagt habe. Lasst euch am besten selbst auf das Abenteuer ein…aber seit gefasst: China fordert euch heraus!
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4 Comments
swisstravelgirl
17. Februar 2016 at 11:48Lieber Oli, dein Input als China-Experte finde ich sehr wichtig. Ich kenne China nur von einer 3 Wöchigen Reise und kann nur aus meiner Sicht berichten.
Wenn wir Soziale Themen angeschnitten haben, kam von den Leuten keine Antwort, verlegenes Stammeln oder „Abtun“. Oder sie verstanden uns schlicht und einfach nicht. Keine Ahnung…Vielleicht braucht es tatsächlich jemand, der länger vor Ort lebt, um ein bisschen Vertrauen zu wecken und der die Sprache spricht. Mein Augenmerk auf der Reise war aber eher die Kultur Chinas zu entdecken, ohne die Leute zu sehr vor den Kopf zu stossen.
Und vielleicht habe ich im TV einfach zu viele Dokus von Spitzel und verpetzten Bürgern, die im Gefängnis landen gesehen. Ich lasse mir meine Vorurteile aber gerne nehmen.
Apropos Dalai Lama: in Peking existiert ein Lama-Tempel und in Chonqing haben wir ein Lhasa/Tibet-Shop gesehen. Ich war eher überrascht, dass die Chinesen nicht ganz alles „verbieten“.
Oli
17. Februar 2016 at 18:48Die Leute nicht vor den Kopf stossen zu wollen, finde ich eine sehr vernünftige Haltung. Ich habe immer wieder Ausländer kennengelernt, die den Chinesen erklären wollten, wie China läuft. Die Absicht dahinter war sicherlich nicht böse, sondern sie glaubten einfach, dass man den „gehirngewaschenen Chinesen“ zeigen müsse, wie es wirklich ist. Das führt natürlich nicht zur Völkerverständigung, zumal meistens nur Vorurteile und Halbwissen vorgetragen wurde, sondern einfach zur Ablehung von „westlichen Vorurteilen“. Das nur so etwas offtopic… 🙂
Ich denke, es kommt immer drauf an, wen du triffst und mit dem zu redest. Auch bei uns ist nicht jeder ein Soziologie-Professor. Apropos Kritik: Im Taxi hast du vermutlich solche Comedianshows gehört, wo zwei Leute streiten/diskutieren. Ich verstehe diese Konversationen selber zu wenig gut, aber die sind teilweise voll mit kritischen Anspielung.
swisstravelgirl
17. Februar 2016 at 21:26Manchmal sind Schweizer schon der Meinung, dass sie der ganzen Welt das Leben erklären müssen. Natürlich ist die Aversion gegen gewisse Regimes gerechtfertigt, aber es ist nicht unsere Sache, das den Menschen vor Ort unter die Nase zu reiben.
Ich habe noch einiges an Material zu meiner China-Reise, aber nun muss ich aufpassen, was ich so schreibe. Wenn mir der Oli auf die Finger schaut…:)
Oli
17. Februar 2016 at 04:18Ich erlaube mir, hier einmal kurz zu widersprechen, weil du ein häufiges Vorurteil kolportierst, das so einfach nicht stimmt. Als Gast darf man sehr wohl über die sozialen Missstände sprechen und du wirst auch von Seite der Chinesen sehr viele Klagen hören. Dazu muss man den Leute nicht einmal sehr nahe sein. Auch Wildfremde schimpfen.
Kritik an der Gesellschaft und am Staat ist im privaten Raum absolut kein Problem und ich habe in meinen sechs Jahren in China von keinem einzigen Fall gehört, wo jemand wegen seinen privaten Äusserungen Schwierigkeiten bekommen hätte. Wie auch? Das bekommt ja keiner mit. Wie auch? Niemand kann über eine Milliarde Menschen verwanzen und das auch noch systematisch überwachen.
Etwas anderes sind öffentliche Äusserungen. Wenn sich jemand wohlwollend über den Dalai Lama äussert oder ähnliches, dann ist das eine andere Sache. Aber auch hier ist alles nicht so krass, wie man sich das im Westen vorstellt. Ich habe zwei Freunde, denen so etwas widerfahren ist. Sie wurden wegen „falschen Aussagen“ im Internet auf eine Polizeistation zitiert und mussten sich dort erklären lassen, wie es wirklich war. Beim ersten Mal alles ohne Zwang und Androhung – auch wenn natürlich beiden bewusst war, dass sie nun etwas vorsichtiger argumentieren müssen.
Gruss,
Oli